Cyberkriminalität im Fokus: Warum kleine Unternehmen immer stärker ins Visier geraten
Ein Bericht von Dominik Leipold, Geschäftsführer
Die Zeiten, in denen Cyberkriminalität ein Randthema war, sind längst vorbei. Heute gehört IT-Sicherheit zu den wichtigsten Geschäftsrisiken – unabhängig von der Unternehmensgröße. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) geraten immer stärker in den Fokus von Cyberangriffen.
Viele Entscheider unterschätzen nach wie vor die Gefahr: „Wir sind zu klein, um interessant zu sein.“ Doch genau dieser Irrtum macht kleinere Betriebe zu beliebten Zielen. Angreifer wissen, dass hier oft weniger in IT-Sicherheit investiert wird und Schutzmaßnahmen lückenhaft sind.
Warum gerade kleine Unternehmen im Visier stehen
Cyberkriminalität ist längst kein Zufallsprodukt mehr. Angriffe erfolgen systematisch und hochautomatisiert.
Einige Hauptgründe, warum kleine Unternehmen besonders gefährdet sind:
-
Automatisierte Scans nach Schwachstellen
Cyberkriminelle durchsuchen das Internet mit speziellen Tools nach offenen Ports, unsicheren Firewalls oder veralteter Software. Wer eine Lücke hat, wird automatisch „gefunden“ – unabhängig von der Größe. -
Geringeres Sicherheitsniveau
Während Konzerne eigene Security-Teams und mehrstufige Schutzsysteme einsetzen, sind kleinere Firmen oft mit Standardlösungen unterwegs – oder verlassen sich auf „Hausmittel“. -
Wert der Daten
Auch wenn kleine Unternehmen weniger Daten besitzen, sind diese für Angreifer wertvoll: Kundeninformationen, Rechnungsdaten, Lieferantenverträge oder sogar Zugangsdaten zu Branchensoftware können verkauft oder missbraucht werden. -
Niedrige Hemmschwelle für Angreifer
Angriffe auf kleine Unternehmen haben oft ein geringeres Entdeckungsrisiko für Cyberkriminelle – die Verteidigungsmechanismen sind schwächer, die Erfolgschancen höher.
Typische Angriffsmethoden auf kleine Unternehmen
Die Angriffstechniken entwickeln sich rasant. Besonders häufig sehen wir:
-
Phishing und Social Engineering
Mitarbeiter erhalten täuschend echt aussehende Mails von „Kunden“ oder „Lieferanten“. Klickt jemand auf den Link oder öffnet den Anhang, wird Schadsoftware installiert oder Zugangsdaten abgegriffen. -
Ransomware-Angriffe
Systeme werden verschlüsselt und das Unternehmen kann nicht mehr arbeiten. Ohne funktionierende Backups stehen Betriebe vor der Wahl: Lösegeld zahlen oder den Betrieb langfristig stilllegen. -
Exploits über veraltete Software
Ein nicht eingespieltes Update genügt, um bekannte Sicherheitslücken auszunutzen. Besonders kritisch sind Betriebssysteme, Browser und Office-Anwendungen. -
Angriffe auf Remote-Zugänge
Schwache Passwörter oder ungesicherte Remote-Desktop-Verbindungen sind ein beliebtes Einfallstor. -
Man-in-the-Middle-Angriffe
Unverschlüsselte Verbindungen, z. B. im Homeoffice über unsichere WLANs, erlauben Angreifern das Mitlesen sensibler Daten.
Grundpfeiler der IT-Sicherheit: Firewall, Virenschutz und Updates
Als Geschäftsführer sehe ich es als meine Pflicht, klarzustellen: IT-Sicherheit beginnt bei den Basis-Maßnahmen. Ohne diese ist jedes weitere Sicherheitskonzept lückenhaft.
1. Firewall
Eine moderne Firewall ist nicht nur ein Filter für Internetverkehr, sondern ein aktives Sicherheitsinstrument. Sie kann:
-
Unerwünschte Zugriffe blockieren,
-
Den Datenverkehr überwachen und verdächtige Aktivitäten melden,
-
Auch interne Angriffe erkennen (z. B. infizierte Geräte im Netzwerk).
Empfehlung: Setzen Sie auf Next-Generation Firewalls (NGFW), die Funktionen wie Intrusion Detection, VPN-Absicherung und Anomalie-Erkennung bieten.
2. Virenschutz
Ein einfacher Virenscanner reicht nicht mehr. Aktuelle Lösungen basieren auf Verhaltensanalysen und künstlicher Intelligenz, um auch neue, unbekannte Bedrohungen zu erkennen. Entscheidend sind:
-
Zentrale Verwaltung (damit alle Geräte geschützt bleiben),
-
Automatische Updates,
-
Schutz auch für mobile Geräte und Laptops im Außeneinsatz.
3. Updates (Patch-Management)
Ungepatchte Systeme sind eine Einladung für Angreifer. Ein funktionierendes Patch-Management bedeutet:
-
Regelmäßige und zeitnahe Updates aller Betriebssysteme,
-
Auch Drittanbieter-Software (z. B. PDF-Reader, Browser) berücksichtigen,
-
Automatisierte Prozesse einführen, um menschliche Fehler zu vermeiden.
Windows 10 End of Life – ein unterschätztes Risiko
Ein besonders akutes Thema betrifft aktuell Windows 10. Microsoft wird den Support für Windows 10 im Oktober 2025 einstellen.
Was bedeutet das konkret?
-
Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Sicherheitsupdates mehr.
-
Jede neu entdeckte Sicherheitslücke bleibt dauerhaft offen.
-
Cyberkriminelle wissen genau, welche Schwachstellen ungepatcht bleiben.
Ein Betriebssystem ohne Sicherheitsupdates ist wie ein Haus, dessen Türen offenstehen – und das mitten in einer Gegend, in der Einbrüche an der Tagesordnung sind.
Unternehmen müssen jetzt handeln:
-
Planung der Migration auf Windows 11 oder Alternativen,
-
Prüfung der eingesetzten Software auf Kompatibilität,
-
Zeitlichen Vorlauf einkalkulieren – größere Migrationsprojekte benötigen Monate, nicht Wochen.
IT-Sicherheit ist mehr als Technik
Neben der technischen Absicherung darf eines nicht vergessen werden: Mitarbeiter sind oft das größte Einfallstor.
Daher gehören zur IT-Sicherheitsstrategie auch:
-
Schulungen zu Phishing und sicherem Umgang mit Passwörtern,
-
Klare Prozesse für den Umgang mit verdächtigen E-Mails,
-
Mehr-Faktor-Authentifizierung (MFA) für alle kritischen Systeme,
-
Notfallpläne (Disaster Recovery), um im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben.
Fazit: IT-Sicherheit als Chefsache
Cyberkriminalität entwickelt sich weiter – und sie betrifft uns alle. Besonders kleine Unternehmen müssen verstehen: Ein Angriff kann existenzbedrohend sein.
Als Geschäftsführer betone ich daher:
-
Investieren Sie in eine verlässliche Basis-Sicherheit (Firewall, Virenschutz, Updates).
-
Planen Sie die Umstellung von Windows 10 rechtzeitig.
-
Vergessen Sie nicht die Mitarbeiter-Sensibilisierung.
IT-Sicherheit ist kein Projekt, das man einmal abhakt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßig überprüft und angepasst werden muss. Nur so können wir unsere Unternehmen schützen – und langfristig erfolgreich am Markt bestehen.

Dominik Leipold
Tel.: +49 (0) 9927 - 95 99 0 - 10
E-Mail: